Mainpost berichtet: „Obere Straße 8 wird zum Museum“

Die Errichtung einer Zweigstelle des Saazer Heimatmuseums in Schweinfurt rückt näher. Zu diesem Anlass hat die Stadt Schweinfurt eine Pressekonferenz abgehalten, an der für die Stiftung Saazer Heimatmuseum auch Dr. Gerhard Illing teilnahm. Lesen Sie hier den gesamten Artikel vom 5.8.2011.

Obere Straße 8 wird zum Museum – aus der Mainpost von Stefan Sauer

Es muss eine große Erleichterung gewesen sein, welche die Verantwortlichen der Stadt befallen hat, als sich Gerhard Illing im Internet auf das Projekt gestoßen ist und Interesse an ihrem Gebäude Obere Straße 8 bekundet hat. Lange Zeit stand es leer. Mit 350 000 Euro aus dem Entschädigungsfonds der Denkmalpflege hat es die Stadt von einem „erbärmlichen“ in einen halbwegs sanierten Zustand befördert – und endlich einen Käufer und Nutzer gefunden: die „Stiftung Saazer Heimatmuseum“.

Ihr Anliegen ist es, die Kultur und Geschichte der Deutschen im tschechischen Saaz, die nach dem Krieg aus ihrer böhmischen Heimatstadt vertrieben wurden, anhand von Bildern, Büchern, Gemälden und Exponaten für die Nachwelt zu bewahren. Ihr Hauptsitz ist seit 1999 im „Markgräflichen Schlösslein“ im mittelfränkischen Georgensgmünd, wo die Stiftung zwei Räume zur Ausstellung und einen Speicher nutzen kann. Doch das Heimatmuseum fasst inzwischen 3000 Exponate, von denen ein Großteil gar nicht ausgestellt werden kann, sondern im Speicher lagern, sagt der Vorsitzende des Stiftungsvorstands, Gerhard Illing, beim Pressegespräch im Rathaus.

Wird zum Museum: Im bauhistorisch wie stadtgeschichtlich herausragenden Gebäude Obere Straße 8 – hier die Rückansicht – errichtet die „Stiftung Saazer Heimatmuseum“ eine Zweigstelle. Im Bild (von links) Herbert Lupprian (Sanierungsstelle), Stiftungsvorstand Gerhard Illing, Architekt Per Brauneck. Bild: Foto: Waltraud Fuchs-Mauder

Wird zum Museum: Im bauhistorisch wie stadtgeschichtlich herausragenden Gebäude Obere Straße 8 – hier die Rückansicht – errichtet die „Stiftung Saazer Heimatmuseum“ eine Zweigstelle. Im Bild (von links) Herbert Lupprian (Sanierungsstelle), Stiftungsvorstand Gerhard Illing, Architekt Per Brauneck. Bild: Foto: Waltraud Fuchs-Mauder

Im Schlösslein von Georgensgmünd konnte sich das Museum nicht größer ausbreiten, also suchte Illing nach einem geeigneten Objekt für eine Zweigstelle – und wurde in Schweinfurt fündig. Die Stadt ist ihm wohlbekannt. Nach seiner Vertreibung aus Saaz war hier eine Zeit lang sein Zuhause. Hier lernte er seine Frau kennen und heiratete sie im Trausaal des Rathauses, sagt er. Und: Schweinfurt, Obere Straße, im Herzen der Stadt, bedeutet Zentralität und sicher auch mehr Publikumsfrequenz als Georgensgmünd, das „so abseits liegt, dass wir im Jahr nur 200 bis 300 Besucher haben“.

Die Stadt sucht also nach einem Nutzer für das 1558/59 – noch vor dem Schrotturm – erbaute Bürgerhaus, eines der ältesten erhaltenen Gebäude überhaupt, in dem auch noch der Fahrradnaben-Pionier Philipp Moritz Fischer gelebt hat: laut Baureferent Jochen Müller stadthistorisch und baugeschichtlich „von herausragender Bedeutung“; die „Stiftung Saazer Heimatmuseum“ findet es im Internet, und ihr Vorsitzender ist begeistert. Seit Herbst hat er ein geeignetes Gebäude gesucht. Ein Glücksfall für beide Seiten.

Der Vertrag ist unter Dach und Fach, die Stiftung hat das teilsanierte Haus gekauft. In Zusammenarbeit mit Herbert Lupprian (Sanierungsstelle) und dem Architekten Per Brauneck soll es nun fertigsaniert werden. Wenn es nach Illing geht, ist es zum Jahresende schon so weit. Brauneck will sich da noch nicht festlegen lassen.

Das Konzept sieht so aus, dass im Erdgeschoss Gemälde, Bilder, Bücher, Exponate aus Saaz ausgestellt werden – aber auch auf einer kleiner Fläche an die Zerstörung Schweinfurts erinnern wird, so OB Sebastian Remelé. Er freut sich, dass das lange Zeit leer gestandene Haus „einen neuen Hüter bekommen hat“. Im ersten und zweiten Stock sollen Wohnungen entstehen. Mit dem Erlös aus deren Vermietung soll der Betrieb der Ausstellung im Erdgeschoss finanziert werden, so Illing. Es sei ein „relativ teures Projekt, eine Million wird reinfließen, bis alles fertig ist“.
Eine Gedenkstätte soll die Museums-Zweigstelle nicht werden, „davon gibt es genug“ist. Sie soll an die Geschichte, die Lebensart und Kultur der Deutschen in Saaz erinnern – und gleichzeitig für Versöhnung stehen, sagt Gerhard Illing.

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