Saazer Heimatmuseum am 22. Sept. 2012 in Schweinfurt eröffnet

Wie vor einem Jahr berichtet, konnte die Stiftung Saazer Heimatmuseum das teilsanierte Bürgerhaus in Schweinfurt in der Oberen Straße 8, nahe am Marktplatz, käuflich erwerben, um eine Zweigstelle zum räumlich begrenzten Heimatmuseums in Georgensgmünd zu errichten.

Nach Beendigung der umfangreichen Sanierungsarbeiten vor wenigen Wochen wurde mit der Einrichtung des Museums begonnen. Um in dem Museumsraum die vorhandenen Gemälde gesichert ausstellen zu können, wurde dieser Raum nach den Vorschriften der Versicherung mit Brandschutzmauern, Brandschutztüren, Feuermeldern und einer Videoüberwachung ausgestattet.

Das Bürgerhaus in der Oberen Straße 8 ist leicht zu finden. Vom Marktplatz auf der gegenüberliegenden Seite des Rathauses beginnt die Obere Straße, neu gestaltet mit einem Parkstreifen. Am Eingang zum Museum ist ein großes Schild an der verglasten Eingangstür angebracht. „Saazer Heimatmuseum – über die Geschichte der Sudetendeutschen in der Hopfenstadt Saaz“.

Hier finden Sie das Saazer Heimatmuseum in Schweinfurt

Größere Kartenansicht

Beim Betreten des Vorraumes sieht man an der linken Seite die Saazer Fahne. Vor dem Eingang zum Museumsraum ist die Büste des „Johannes von Saaz“ auf einem quaderförmigen Holzsockel mit einer Gedenktafel aufgestellt.

Im Museumsraum wurden an der linken Wand die Gemälde des Saazer Kunstmalers Hugo Gatscher angebracht und ein Gemälde des Baron Franz de Fin, kaiserlicher Kreishauptmann von Saaz aus dem Jahr 1750.

An der rechten Wandseite sind fünf Tafeln, 60 Zentimeter breit und 2 Meter hoch aufgestellt, mit Beiträgen der Stadt Schweinfurt zum Thema Zerstörung Schweinfurt im Zweiten Weltkrieg, dem Wiederaufbau, die Aufnahme und Eingliederung von über 28.000 Heimatvertriebenen und Flüchtlingen.

Auf der ersten Tafel findet sich ein Beitrag „Leben in Saaz bis 1945/46“, auf der zweiten Tafel „Die Zerstörung Schweinfurt während des Zweiten Weltkriegs“, auf der vierten „Die Ankunft der Heimatvertriebenen in Schweinfurt“ auf der fünften Tafel „Integration in die neue Heimat“.

In den Truhen, die als Sitzbänke dienen, werden gesammelte Andenken aufbewahrt. In einer Glasvitrine und einem Aufsatz mit einer Glasabdeckung sind wichtige Bücher, Fotoalben, Karten mit deutschen Orts- und Straßenbezeichnungen, Dokumente sowie CDs zu sehen. Die können gegen eine Spende mitgenommen werden.

Im rückwärtigen Teil des Raumes befindet sich ein Schreibtisch mit einem Computer und einem angeschlossenem Farbdrucker. Hier können erwünschte Informationen, die auf einer Festplatte oder einem Stick gespeichert sind, wie eine Vielzahl von Bildern und Dokumenten, abgerufen, gesehen und ausgedruckt werden. Hinweise auf die gespeicherten Unterlagen befinden sich in bereit liegenden Informationsmappen.

Um 14 Uhr hatten sich 47 Besucher im Museumsraum eingefunden. Der Stiftungsvorsitzende Dr. Gerhard Illing begrüßte die Gäste, darunter Herrn Bürgermeister Klaus Rehberger und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, darunter Herrn Riegler, Leiter der Sanierungsstelle der Stadt, Herrn Lupprian, den Baureferenten Jochen Müller, Herrn Dr. Schneider vom Kulturamt und einige seiner Mitarbeiter, Herrn Prof. Dr. Herwig Baier und Frau Dr. Kolokytha als Vertreter für die Heimatvertriebenen und weitere Daumen und Herren des BvD.

Herr Dr. Illing erinnerte daran, dass im vergangenen Jahrhundert in zwei Weltkriegen Millionen von Menschen getötet wurden, darunter ein erheblicher Anteil an Frauen und Kindern und es wurde ein unermesslich hoher Sachschaden angerichtet. An der Vergangenheit könne man nichts ändern, aber man kann daraus lernen, dass so etwas nie wieder geschehen darf.

Das ist aber nur möglich, wenn mann die Vergangenheit kennt. Zeitzeugen des letzten Krieges, die diese schrecklichen Ereignisse noch erlebt bzw. überlebt haben, wird es bald nicht mehr geben. Es ist deshalb dringend erforderlich, an die grausamen Geschehnisse zu erinern. Es muss viel gegen das Vergessen getan werden. Deshalb wurde das Museum errichtet. Es ist kein Museum im herkömmlichen Sinnen, sondern es ist eine Informationsstelle.

Im jetzigen Computer- und Internet-Zeitalter können umfangreiche Informationen, Bilder, Bücher und alle Unterlagen, die man fotografieren, kopieren oder scannen, problemlos gespeichert und vervielfältigt werden.

Im Museum wird zukünftig die Ausstellung von Exponaten abgelöst durch das Sammeln von wichtigen Vorgängen verbunden mit einem leicht zugänglichen und übersichtlichen Verzeichnis der Themen wie des Handwerks und Industrie, Schule und Bildung, Städtebilder, Verkehr, Sport etc. Die interessierenden Themen kann man mit dem Computer sogleich abrufen und auf Wunsch ausdrucken.

Im Zusammenhang mit den Ausführungen auf den Informationstafeln über die im August 1945 von den Westmächten angeordnete humane „Aussiedlung“ wurden über persönliche Erlebnisse vorgetragen. Daraufhin haben einige Anwesende eine ausführlichere Niederschrift und Speicherung der persönlichen Erlebnisse der Zeitzeugen gewünscht, was zugesichert wurde. Die offizielle Eröffnungsfeier wurde damit beendet. Die Fortführung der Diskussionen über die zukünftige Gestaltung und Betreuung des Museums fand im benachbarten Brauhaus bei einem Imbiss statt.

Der schrittweise Ausbau des Museums und der Ausstellung wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Groß-Umstadt, 23. September 2012
Dr. Gerhard Illing, Vorsitzender Stiftung Saazer Heimatmuseum

Bilder von der Eröffnung

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