Biographie des Primarius Dr. Wilhelm Bergmann

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Primarius Dr. Wilhelm Bergmann war ein hochverehrter und sehr geschätzter Arzt, der sich 40 Jahre lang als Leiter des Saazer Krankenhaus verdient machte.

Er wurde am 6.März 1864 in Lusdorf im Bezirk Friedland als vierter Sohn ehrsamer Bauersleute geboren. Er hatte noch vier Brüder und eine Schwester. Er und sein jüngerer Bruder durften studieren. Sie besuchten das Gymnasium in Leitmeritz. Nach dem Abitur studierte er an der Universität in Prag Medizin, wo er im März 1890 zum Doktor promovierte. Sein jüngerer Bruder wurde Tierarzt. Wilhelm war nach dem Studienabschluss für ein Jahr im anatomischen Institut des Prager Krankenhauses beschäftigt. In seiner dreijährigen Tätigkeit als Assistenzarzt an der chirurgischen Klinik erwarb er sich einen sehr guten Ruf als Facharzt, was die Saazer Stadtgemeinde dazu bewog, den jungen Mediziner Dr. Bergmann als Leiter des Saazer Krankenhauses zu berufen.

Mit Antritt der Stelle als Primararzt am 1.Oktober 1893 begann er das Saazer Krankenhaus zu einer Musteranstalt auszubauen. Besondere Beachtung fand der Bau des Lungenpavillions. Nachdem er sich in Saaz und in die verantwortungsvolle Stelle im Krankenhaus gut eingelebt und eingearbeitet hatte heiratete er die achtzehnjährige Stephanie Pohl, geboren am 18.Jänner 1878 in Eger. 1898 kam die erste Tochter zur Welt, ihr folgten in 1900,1904 und 1907 weitere drei Töchter. Er war ein angesehener Familienvater dem Ordnung und Disziplin viel bedeuteten. Seine Hauptfürsorge galt den Kranken und vor allem dem Krankenhaus, aber er kümmerte sich als Stadtrat auch um das Wohl der Saazer Mitbürger, wie aus den Sitzungsprotokollen zu ersehen ist. 1908 erhielt er als Anerkennung seiner Leistungen das Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens. Man benannte die Straße, in dem sein Eckhaus zur Theodor Körner Straße steht- gegenüber dem großen Garten des Klepsch- Hopfenmagazins – in „Dr.Bergmannstraße“. Diese Straße gibt es nicht mehr. In dem ehemaligen Klepschgarten stehen heute neu erbaute Wohnblöcke.

Bei den vielen Verpflichtungen die er hatte, kam das Familienleben manchmal zu kurz. Mit Patienten, die seinen Anweisungen nicht folgten oder Personen, die durch einen liederlichen Lebenswandel, wie er sich ausdrückte, erkrankten, konnte er auch hübsch grob werden. Auch die zahlreichen Besuche von Verwandten und Bekannten am Bett der ruhebedürftigen Patienten fanden bei ihm kein Verständnis. Er untersagte sie. Das Wohl seiner Patienten stand an erster Stelle. In seiner Funktion als Stadtrat galt er als besonders fürsorglich für Bürger und Kranke.

Während des ersten Weltkrieges leistete er Übermenschliches. Dafür erhielt er das Ehrenzeichen des Roten Kreuzes. Das rückhaltlose Vertrauen der Menschen und seine Beliebtheit erwarb er sich durch das Hintansetzen persönlicher Vorteile und seinem unermüdlichen Einsatz für das Wohl der leidenden Menschen. Am 1.Oktober 1933 feierte Dr. Wilhelm Bergmann sein 40-jähriges Jubiläum als Leiter des Saazer Krankenhauses und ging in den Ruhestand. Er erhielt große Wertschätzung, Ehrungen und Anerkennung. Das bezeugte die Saazer Bevölkerung am 11. November 1934 mit einem Aufmarsch von etwa 7000 Menschen. Ein Ehrenausschuss von 30 Vereinen hatte den Dankeszug organisiert. Der damalige Bürgermeister Schönfeld und viele Vertreter der Körperschaften hielten persönliche Dankesreden. Der Ehrenausschuss rief daraufhin eine Dr.-Bergmann-Stiftung ins Leben.

Nach der Beendigung seiner Tätigkeit im Krankenhaus war Dr. Bergmann noch 10 Jahre ärztlich tätig. Im Erdgeschoss der „Bergmannvilla“ hatte er eine kleine Praxis. Im März 1944 feierte der Primarius bei guter Gesundheit im Kreise seiner Kinder und Enkel seinen 80. Geburtstag und war als Vorbild hervorragenden Könnens und seltener Charakterstärke noch nicht vergessen. Am 5.März 1945, einen Tag vor seinem 81igsten Geburtstag, verstarb Dr. Bergmann. Er wurde am Saazer St. Antonius Friedhof beigesetzt; das schlichte Grab ist heute noch erhalten. Seine Frau Stephanie wurde mit den anderen Familienangehörigen nach längeren Lageraufenthalten nach Bayern ausgesiedelt. Sie verstarb am 12.Feber 1965 in Friedberg bei Augsburg.

Dr. Gerhard Illing im Auftrag des Saazer Heimatmuseums

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