Von Waltraud und Heidmar Schindler
Geschichte
Liebeschitz ist ein Wallfahrtsort im ehemaligen Kreis Saaz, jetzt Kreis Louny/Laun.
Die Liebeschitzer Wallfahrt geht auf das Jahr 1744 zurück. Ursächlich scheint sie mit der großen Feuersbrunst des Jahres 1743, als der ganze östliche Ortsteil mit der Pfarrei ein Raub der Flammen geworden war, in Verbindung zu stehen. Damals wurde ein Marienbild aus einer Kapelle in Klutschkau – eine Nachbildung des Altöttinger Gnadenbildes – in die Pfarrkirche gebracht. Damit wurde die Liebeschitzer Kirche das Ziel vieler frommer Pilger. Dann wurde zum Fest Mariä Heimsuchung ein Wallfahrtsfest eingerichtet. Die Pilger kamen zumeist aus der näheren Umgebung, Wallfahrt und Brauchtum blieben über Jahrhunderte bestehen.
Die letzte Wallfahrer kamen im Jahre 1944 zur Liebeschitzer Kirche. Im Juli 1994 fand aus Anlass der 250-jährigen Wiederkehr der Wallfahrtstradition in Liebeschitz erstmals wieder eine Wallfahrt ehemaliger Bewohner des Ortes nach Liebeschitz statt. Die feierliche Messe wurde vom damaligen Abt Bernhard Thebes des Zisterzienserklosters in Ossegg und dem Pfarrer der Gemeinde, Pater Saller, gestaltet. Die Wallfahrt zur Kirche nach Liebeschitz war von der römisch-katholischen Kirche nie offiziell anerkannt worden. Erst mit einem Dekret des damaligen Leitmeritzer Bischofs Josef Koukl aus dem Jahre 2003 wurde die Wallfahrtskirche ab dem 1. Januar 2004 als solche anerkannt. Weitere Wallfahrten der ehemaligen Bewohner des Ortes bzw. des Liebeschitzer Kirchsprengels fanden im Jahre 2006 und heuer im Jahre 2012 statt.
Ablauf der diesjährigen Wallfahrt
Die Wallfahrt fand am Wochenende nach Mariä Heimsuchung (2. Juli) statt.
Am Samstag, den 7. Juli 2012, wurde um 19 Uhr eine Messe vor der Kapelle (Bildstock) in Klutschkau mit Pater Vilém Štěpán (OPraem.), dem Pfarrer von Liebeschitz, gefeiert.
Es haben etwa 25 Personen teilgenommen.
Am Sonntag, den 8. Juli 2012, war um 10 Uhr vor dem Klutschkauer Bildstock am Bach zunächst eine Andacht, an der etwa 60 Pesonen teilnahmen. Danach begann die Prozession, angeführt von den Messdienern mit der Wallfahrer-Fahne, Pater Vilém Štěpán und dem Gnadenbild (Mutter-Gottes-Statue als Nachbildung der Altöttinger Madonna), getragen von vier Männern aus dem Ort. Sie ging zunächst durch Klutschkau, machte an der zweiten Kapelle im Ort Halt und führte dann auf der Landstraße nach Liebeschitz, wo anschließend in der Wallfahrtskirche (Pfarrkirche des Ortes) mit Pater Vilém die Messe gefeiert wurde.
Begonnen wurde die Heilige Messe mit einer kraftvoll gespielten Orgelmusik, so ganz in der früheren Wallfahrtstradition, das mich stark berührte. Die weitere musikalische Umrahmung wurde durch moderne Musik vom kleinen Pilgerchor der Gemeinde gestaltet, unterstützt von Orgel, elektronischer Orgel, Gitarren und Flöten. Zum Abschluss erklangen wieder die kräftigen Töne der Orgel, die uns einerseits wehmütig, andererseits aber auch froh stimmten.
Danach wurde der kleinen zierlichen Madonnenstatue durch den Pfarrer ein hellblauer Mantel umgehängt, der von vielen Gläubigen ehrfurchtsvoll geküßt wurde. Am Kirchenausgang stand eine junge Frau in den blau-weiß-roten tschechischen Natinonal-farben gekleidet, die jedem Besucher kleine Kollatschen anbot. Anschließend trafen wir uns mit den tschechischen Teilnehmern der Messe zu einem reichhaltigen, schmackhaften Imbiss im Pfarrgarten, den die Bewohner des Ortes liebevoll angerichtet hatten. Pater Vilém Štěpán bekundete seine Freude über unser Kommen und hieß uns in der alten Heimat auf das herzlichste willkommen. Um 13.30 Uhr besuchten wir noch das kleine Konzert des Pilgerchors in der Kirche.
Deutsche Teilnehmer aus Liebeschitz/Klutschkau/Dubschan und Umgebung
Folgende Familien haben teilgenommen:
1. Herr und Frau Ehm aus Klutschkau/Eltville
2. Familie Schermer aus Dubschan/Gaggenau
3. Familie Neubert aus Klutschkau/Delitzsch
4. Herr und Frau Schindler aus Liebeschitz/Dresden.
Die deutschen Teilnehmer (insges. 10 Personen) verbanden die Reise in die alte Heimat mit einem Besuch der nahen oder weiteren Umgebung. Die Berichterstatter waren am Samstag in Libotschan, Kaaden, Maschau (bis an der Grenze des Truppenübungsplatzes vor Duppau) und Schloss Schönhof mit großem englischen Landschaftspark.
Es war eine schöne Wallfahrt, an die sich die Teilnehmer noch lange erinnern werden, und eine schönes Treffen in der alten Heimat.
Waltraud und Heidmar Schindler