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Das Saazer Heimatmuseum in Georgensgmünd in Mittelfrankenvon Dr. Gerhard Illing Kulturkreis Saaz e. V.

Das Saazer Heimatmuseum in Georgensgmünd

Die deutschen Bewohner und Bürger wurden nach dem schrecklichen Kriegsende im Juni 1945 von den Tschechen aus ihren Wohnungen und Häusern vertrieben. Sie mussten ihr gesamtes Hab und Gut zurücklassen, wurden in Lagern eingesperrt, viele Einwohner starben oder mussten Schreckliches erleben.Nach monatelangem Lageraufenthalt mit Zwangsarbeit erfolgte die Vertreibung („Aussiedlung“).

In Viehwaggons transportierte man die schlecht bekleideten, ausgeplünderten deutschen Bürger in die von den Siegermächten besetzten Zonen des ehemaligen Deutschen Reiches. Mit jedem Transport hat man etwa 1000 Personen, überwiegend Frauen und Kinder, über die Grenze abgeschoben und zunächst in Auffanglagern in den vier Besatzungszonen untergebracht. Die letzten Abtransporte erfolgten im September 1946.Erst Jahre nach der Vertreibung begannen einige Heimatvertriebene in Saaz, jetzt Žatec, nach Andenken zu suchen und zu sammeln.Zunächst waren die meisten Vertriebenen in den folgenden 15 bis 20 Jahren mit dem Aufbau gesicherter eigener Existenzen beschäftigt. Vertriebene und Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten Deutschlands haben viel zum raschen Wiederaufbau und zu dem Wirtschaftswunder in den von den Westmächten besetzten Ländern der Bundesrepublik beigetragen.Nürnberg und die südlich gelegenen Hopfenanbaugebiete waren für die ehemaligen Saazer Landsleute, die mit dem Hopfengeschäft zu tun hatten, ein Anziehungspunkt. Auch die Familie Wurdinger, die einer alteingesessenen und angesehenen Saazer Familie mit einem im Hopfenhandel weltweit bekannten Namen entstammte, kam nach einigen Bemühungen 1946 nach Georgensgmünd. Hermann Wurdinger*) heiratete nach Abschluss seiner Schulbildung 1954 und gründete eine Familie. Er hatte wie viele andere Landsleute den Wunsch, doch einige Andenken von „Daheim“ zu erwerben.

Während des so genannten „Prager Frühlings“ unter dem Präsidenten Alexander Dubcek (1963 bis 1968) wohnte Hermann Wurdinger in 1965 mit der Familie zwei Wochen in Saaz. In dieser Zeit begann er, die ersten Bücher, Urkunden, Bilder, Festschriften und sonstige Andenken an Saaz und dem Saazerland aus der Zeit vor der Vertreibung der deutschen Bevölkerung zu erwerben und zu sammeln. Das war damals auch nicht ganz einfach, teilweise recht kostspielig und nicht ungefährlich, vor allem der Transport nach Georgensgmünd.

Seine immer größer werdende Sammlung füllte schließlich einen ganzen Wohnraum in seinem Haus in der Gartenstraße 6 in Georgensgmünd. Bekannte und Freunde besichtigten dort seine ansehnliche Sammlung. Bald gab es keine Unterbringungsmöglichkeiten mehr für weiteres Kulturgut im eigenen Haus. Um zu helfen, beschlossen einige Saazer Landsleute im Beisein von Hermann Wurdinger, allen voran Frau Ingeborg Schranz und Frau Ingeborg Ring, die Herren Gerold Jellinek, Gerhard Mühlstein, Alfred Frodl, Josef Rust, Erich Hentschel, Hans Nowak und Franz Wolfram, einen Verein zu gründen mit dem Ziel der Beschaffung und Bewahrung deutschen Kulturgutes aus Saaz und dem Saazerland.

Gegründet wurde der Kulturkreis Saaz als gemeinnütziger Verein am 9. April 1983 im Notariat Dr. Helmut Schreitter in Ansbach. Sitz des Vereins wurde die Stadt Roth in Mittelfranken. Die guten Beziehungen zu Roth ermöglichten 1987 die Unterbringung der Kulturgüter in einem Raum im Landratsamt von Roth. Bei den wiederkehrenden „Saazer Heimattreffen“ bestand eine gute Gelegenheit unserer Landsleute, die „SAAZER HEIMATSTUBE“ zu besuchen, die von Hermann Wurdinger betreut wurde.

In den folgenden Jahren konnten eine Reihe von wertvollen Urkunden erworben werden, von denen die ältesten aus dem 14. Jahrhundert stammen und mit der Feder des Johannes Henslin (Johannes von Saaz) geschrieben wurden.

Auch der Raum im Rother Landratsamt wurde bald zu klein. Da ergab sich die Gelegenheit, in dem schön renovierten „Markgräflichen Jagdschlösslein“ in Georgensgmünd im 2. Obergeschoss, zwei Räume für die Ausstellung der musealen Gegenstände zu bekommen, dazu noch Abstell- und Lagermöglichkeiten im Dachspeicher. Der Kreisausschuss Roth hat in einer Sitzung vom 05. Juli 1999 der Verlagerung der „Saazer Heimatstube“ mit der kostenlosen Nutzung der Räumlichkeiten im Markgräflichen Schlösslein in Georgensgmünd – dem Heimatort der Familie Wurdinger – zugestimmt. Der Landkreis Roth hat außerdem einen jährlichen Zuschuss von 6.200,00 DM = 3.170,00 EUR genehmigt, wofür sich die vertriebenen Mitbürger aus Saaz herzlich bedanken.

Der Kulturkreis Saaz e. V. hat inzwischen die Saazer Heimatstube durch Einbringung weiterer wertvoller Stücke in ein „SAAZER HEIMATMUSEUM“ überführt und wird Georgensgmünd als zukünftigen und bleibenden Standort sicherstellen und damit mithelfen, einen Beitrag für die Gemeinde zu leisten.

Georgensgmünd wurde erstmals 1304 urkundlich genannt als das Dörflein Gmündt. Der Ortsname kommt daher, weil es am Zusammenfluss der „Fränkischen und Schwäbischen Rezat“ liegt. Das zeigt auch das Stadtwappen mit dem Kreuz des St. Georgs und als Hinweis auf den fränkischen Hopfenbau, sind im Wappen zwei Hopfendolden zu sehen. Damit ist der Ortsnamen und seine Verbindung zur Hopfenstadt Saaz erklärt.

Das Markgrafenschlösslein wurde 1666 nahe der Brücke über die fränkische Rezat erbaut. 1995 hat es die Gemeinde fachgerecht renoviert und damit die Unterbringung des Saazer Heimatmuseums ermöglicht. Es ist Hermann Wurdingers großem persönlichen Einsatz und dem seiner Familie und den Freunden des Kulturkreises zu verdanken, dass der Umzug und die Neueinrichtung der damaligen Saazer Heimatstube in solch fachmännischer und lobenswerter Weise durchgeführt werden konnte.

Die Mission des Kulturkreises Saaz ist die weitergehende Sammlung, Pflege und Bewahrung deutschen Kulturgutes sowie das Wachhalten der Erinnerungen an die vertriebenen Deutschen aus dem Saazerland und an die damit verbundenen Todesopfer nach dem Kriegsende 1945. Der Verein hat deshalb die Erhaltung des Saazer Heimatmuseums (Heimatstube) seit September 2007 wieder in den Mittelpunkt der Vereinstätigkeit gestellt.

Der Vorstandsvorsitzende Dr. Gerhard Illing hat gemeinsam mit Hermann Wurdinger Junior die dringend notwendige Inventur vorgenommen. Alle Exponate wurden fotografiert und mittels moderner Datentechnik auf DVDs und CDs gespeichert und damit archiviert. Damit stellte man sicher, dass das gesammelte Kulturgut auch den nächsten Generationen zugänglich ist.

Diese Datenträger können bei der Geschäftstelle des

Kulturkreis Saaz e. V. in 64823 Groß-Umstadt, Prof.-Völzing-Ring 12,
Telefon 06078 3573 oder per Telefax 06078 73900 oder per E-Mail mail@kulturkreis-saaz.de bestellt werden.

Eine größere Zahl der auf CDs gespeicherten Fotos wurde bereits an zuständige Stellen wie das Sudetendeutsche Archiv aber auch an viele Interessenten verschickt. Die Werbung erfolgte im Saazer Heimatbrief unter „Erinnerungen an das Saazerland“.

Im Heimatmuseum steht jetzt ein Computer zur Verfügung, mit dem man Besuchern rasch die erwünschten Informationen über das umfangreiche Material aus Saaz und dem Saazerland und der über 2500 Exponate geben kann. Von Dokumenten, Bildern, Gemälde und von allen Andenken an die Heimat können über Farbkopierer Vervielfältigungen und Kopien erstellt und gegen eine Spende an Interessierte abgegeben werden.

Im vergangenen Jahr kamen über 200 Besucher, darunter auch Gruppen von historisch interessierten Personen.

Besucheranmeldungen bitte ebenfalls an die Geschäftsstelle des Kulturkreis Saaz e. V. richten.

Mehr über die im Markgräflichen Schlösslein in D-91166-Georgensgmünd, Bahnhofstr. 1, vorhandenen Dokumenten, Büchern, Bildern und sonstigen Exponaten sowie über die Aktivitäten des Kulturkreis Saaz e. V. finden Sie im Internet unter www.kulturkreis-saaz.de und www.saazer-heimatmuseum.de

Kulturkreis Saaz e. V., 12. Jänner 2009

Dr. Gerhard Illing

*) Hermann Wurdinger, Träger der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, wurde am 06.04.1928 in Saaz geboren und verstarb am 23.03.2000 in Georgensgmünd.