
Saazia
Am Samstag, dem 6. September, wird die Gruppe des Saazer Museums im Festzug der des Saazer Hopfenfestes auftreten. Sie begleitet die sagenumwobene Saazia. Woher stammt Saazia ?
Die Saazia, ist seit jeher der gute Geist der Stadt Saaz. Von Zeit zu Zeit besucht sie auch heute noch die Einwohnerinnen und Einwohner von Saaz/Žatec – manchmal allein, manchmal in Begleitung ihrer mythischen Gefährtinnen und Gefährten, zu denen auch Boresch gehört, der Held der Saazer Sagen. Er vertrieb einst ein Heer schädlicher Geister aus der Stadt und wurde als Belohnung, ebenso wie die Saazia, zum Schutzpatron der Stadt.
Am liebsten erscheint Saazia bei historischen Festlichkeiten, wenn Saaz voller Freude und Begeisterung ist. Im Regionalmuseum K. A. Polánka in Saaz/Žatec, dass diese Tradition wiederbelebt hat, werden wertvolle Zeugnisse ihrer früheren Auftritte bewahrt. Darunter befindet sich ein Schild mit dem Stadtwappen, das 1910 auf ihrem Wagen mitgeführt wurde, sowie Fotografien von den damaligen Feierlichkeiten, bei denen auch die Kulisse des Priester Tores nicht fehlte. Die Festlichkeiten wurden damals durch die Anwesenheit von Erzherzog Karl von Habsburg, dem Schutzpatron der Saazer Scharfschützinnen und Scharfschützen und späteren letzten böhmischen König, geehrt. Die Saazia traf ihn persönlich, ebenso wie ihre Gefährtin Austria, die Schutzpatronin des damaligen Österreich-Ungarns.
Ein großer Festzug zog damals durch die Stadt, und den Gästen wurde auf dem Marktplatz ein Hopfentanz dargeboten, aufgeführt von Saazer Mädchen. Die Saazia wurde selbstverständlich von Boresch begleitet, der ein Kostüm trug, das nach der Statue des früheren Brunnens am Saazer Marktplatz gefertigt wurde, dessen Original heute im genannten Museum ruht.
Die Saazia lebt nicht nur in der Erinnerung weiter – in den letzten Jahren trat sie beispielsweise bei den Feierlichkeiten zum Privilegien Jahr 2015 oder während der Rekonstruktion der Ankunft von König Friedrich Pfälzer im Jahr 2019 auf. Nun freut sie sich auf ein weiteres Treffen mit der Öffentlichkeit – bei der Promenade in den Farben des Hopfens während der diesjährigen Hopfenfestes
Möge das Fest der Saazia tschechisch Žatecie und allen Teilnehmenden Freude bereiten.
Die ist eine Übersetzung eines Artikels des Saazer Regionalmuseums K.H. Polánek
Blasmusik ohne Grenzen in Saaz
Am vergangenen Samstag fand im Hopfen und Bier Dom die Veranstaltung in Saaz/Žatec „Blasmusik ohne Grenzen“ statt, die einen bedeutenden Beitrag zur Förderung des kulturellen Austauschs zwischen Tschechien und Deutschland leistete. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus Deutschland sowie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der Vertreibung nahmen teil, was die besondere Relevanz und das breite Interesse an diesem kulturellen Ereignis unterstrich. Auch der Vorstandsvorsitzende des Stiftungsrates Saazer Heimatmuseum Herr Veit Illing nahm an dieser Veranstaltung teil.
Die musikalischen Darbietungen der tschechischen Blaskapelle Horalka und der deutschen Egerländer Blaskapelle vermittelten eindrucksvoll die Vielfalt und Verbundenheit der Blasmusiktraditionen von Tschechen und Deutschböhmen. Beide Ensembles präsentierten ihre charakteristischen Stile, die die fast gleiche kulturelle Identität widerspiegeln.
Besondere Anerkennung verdient die Moderation der Veranstaltung, die den ganzen Nachmittag über von den Vorsitzenden der Saazer Landleute und des Fördervereins Saaz, Petr Šimáček und Otokar Löbl, übernommen wurde. Durch ihre sachkundige und respektvolle Leitung wurde der Ablauf der Veranstaltung geprägt und die Bedeutung des kulturellen Erbes von Saaz/Žatec eindrucksvoll hervorgehoben.
Die Durchführung der Veranstaltung wurde maßgeblich durch die Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds sowie der Sudetendeutschen Landsmannschaft ermöglicht. Diese Förderung unterstreicht die Wichtigkeit grenzüberschreitender kultureller Initiativen und trägt wesentlich zur Bewahrung und Pflege des gemeinsamen historischen und kulturellen Erbes bei. Die Veranstaltung „Blasmusik ohne Grenzen“ setzte somit ein eindrucksvolles Zeichen für Zusammenarbeit, Dialog und Versöhnung.
Ein Nachruf an Dr. Gerhard Illing
Ein Nachruf an meinen Vater, einen außergewöhnlichen Menschen und den Gründer der Saazer Museums Stiftung in Schweinfurt. Dr. Gerhard Illing 1928-2018

Dr. Gerhard Illing
Er wurde am 5. Juli 1928 in Puschwitz (heute Buškovice bei Podbořany) das ist ein Ortsteil von Podersam geboren. Sein Vater entstammt einer alteingesessenen Bauernfamilie aus Puschwitz. Er studierte und wurde Fachlehrer, seine erste Anstellung war in der Mädchen-Bürgerschule in Podersam. Seine Mutter entstammte einer angesehenen Saazer Familie, sie war auch Lehrerin.
Mit seinen Eltern und jüngeren Bruder wohnte er bis 1936 in Puschwitz und ein Jahr in Podersam. Im Jahr 1936 übersiedelten sie nach Saaz. Hier besuchte er die 5-Klassen-Volksschule und ab 01. September 1939 die Oberschule für Jungen. Bis Jahresende 1943 ging er in Saaz zur Schule.
Im Januar 1944 wurden er mit sieben Mitschüler des Jahrganges 1928 zur Luftabwehr nach Brüx (heute Most) einberufen. Als Luftwaffenhelfer war er bis zum 31. Januar 1945 Bomber als Seitenrichtkanonier zur Verteidigung des Hydrierwerkes in Brüx. Am 06. Mai 1945 kam er nach Hause und traf seine Eltern und Bruder, die alle unversehrt den Krieg überstanden hatten. Auch das Haus und die Wohnung waren unbeschädigt. Am Mittwoch, den 09. Mai kamen die russischen Truppen zu uns.
Etwa eine Woche später wurde aber sein Vater mit einem Pkw abgeholt zu einer „Besprechung“ in das Saazer Rathaus. Von dieser Besprechung kam mein Vater nie zurück. Er war in der Ersten Tschechoslowakischen Republik Abgeordneter im Prager Parlament für die Sudetendeutsche Partei, bis zum Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich. Nachher im Protektorat Böhmen und Mähren Schulinspektor in Prag. Er wurde zum Verhör nach Rakonitz, etwa 50 km vor Prag gebracht und dort wahrscheinlich erschossen. Er teilte dieses Schicksal mit vielen ehemaligen Abgeordneten der SdP.
Im Juni 1945 kam er mit seiner Mutter in das Lager in Saaz und er wurde zu einem Transport für den Kohlebergbau zugeteilt, der ging nach Kladno bei Prag in der Schacht Max und musste 12 Stunden untertags arbeiten. Nach einer missglückten Flucht mit seinen Freund Hans Jäckel und vielen Misshandlungen ist er mit weiteren Häftlingen nach Saaz entlassen worden.
Dort traf er seine Mutter und seinen jüngeren Bruder wieder. Sie mussten dann noch einige Monate in der Landwirtschaft arbeiten.
Etwa im März 1946 wurden sie nach Saaz gebracht. Am Sonntag, 12. Mai 1946 mussten sie zum Bahnhof marschieren. Mit nur 50 kg Handgepäck wurden sie in Viehwaggons verladen und eingeschlossen, 30 Personen pro Waggon, ohne Verpflegung, ohne etwas zu trinken setzte sich der Zug kurz vor Mitternacht in Richtung Westen in Bewegung.

Schweinfurt 1946
Und so kam er zerlumpt und ohne Vater mit seiner Mutter und Bruder in das zerbombte Schweinfurt. Dort gelang es ihm seine Schulbildung zu beenden und Chemie zu studieren.
In Schweinfurt machte mein Vater die beste Entdeckung seines Lebens, er traf meine Mutter Margarete, am Stadtrand von Schweinfurt auf eine Maininsel. Beide waren gute Tänzer und genossen die Jahre nach dem Leid und den Entbehrungen des Krieges beim Tanz, der in den Gaststätten und Sälen von Schweinfurt, stattfand. Gerne erinnere ich mich in späteren Jahren, meine beiden Eltern beim Tanzen zu betrachten.
Inzwischen hatte mein Vater promoviert und sich auf dem Gebiet der pharmazeutischen Chemie bei BASF in Neulingen mit der Familie niedergelassen. Durch die Fa. BBC, später Resopal gelangt die Familie nach Groß-Umstadt, wo mein Vater bereit selbständig mit Abfüllen von Methanol als Frostschutzmittel in der heimischen Garage begann.
Es folgt die Gründung eines eigenen Kunststoff- verarbeitenden Betriebes in Groß-Umstadt, welcher heute in ausgebauter Form unter der Leitung der EMS-Chemie, erfolgreich fortbesteht. Durch seine Kenntnisse aus der pharmazeutischen Chemie, gelang es meinem Vater, zahlreiche Patente anzumelden, indem er Spezialkunststoffe, hochschlagzähe, hitzebeständige Legierungen, entwickelte.
Meine Mutter bestritt den Haushalt, Erziehung der Kinder und arbeitete mit im Betrieb. Ohne diesen Rückhalt und Ihre stetigen berechtigten Einwände auf die immer mehr und größer werdenden Pläne meines Vaters, hätte dieser nicht dieses kleine international vernetzte Unternehmen aufbauen können und an die heutige EMS- Chemie, weitergeben können.

Dr. Illing bei der Eröffnung des Museums
Bis zu seinem Tod kurz nach seinem 90zigsten Geburtstag, verbrachte er viel Zeit mit der Gründung der Stiftung Saazer Heimatmuseum in Schweinfurt.
In unzähligen Gesprächen, Begegnungen, Anstößen zur Errichtung eines Mahnmals in Saaz, Erinnerungsplätze bereichernd, in Groß-Umstadt und Saaz, konnte er eine Vielzahl der Erlebnisse, die er in seinem Unternehmerischen Leben hintenanstellen musste, nachholen und aufarbeiten.
Die Sinnlosigkeit von Krieg, das Entmenschlichte, Verletzten und Töten von Menschen aufgrund ihrer Rasse, all dies verabscheute er aus eigener Erfahrung und Erkenntnis gegen Ende seines langen und gesegneten Lebens.
In den Jahren vor dem Tod meines Vaters, saß jener häufig an den Abenden auf seinem Balkon und betrachtete die Sterne, mit der Gewissheit, dass sich Lebensenergie nicht einfach auflöst mit dem Lebensende, sondern, so war er fest überzeugt, weiterbestehen bleibt.
Das möchte ich gerne für mich aufbewahren. In Gedenken an meine Vorfahren, und das Glück in relativer Abwesenheit von Krieg aufwachsen zu dürfen, wünsche ich den mir nachfolgenden Generationen, dass auch Sie von Krieg und Zerstörung nur aus den Geschichten erfahren können.
Mit dem Zitat von Willy Brand, “der Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts,“ beende ich meinen Nachruf auf einen außergewöhnlichen Menschen mit seiner wundervollen Frau.
VEIT ILLING im Juli 2025
Saaz Gedenkplatte am Friedhof enthüllt

SAAZ GEDENKPLATTE – Im Jahr 2008 wurde in einer Ecke des Friedhofs von Saaz | Žatec von der Stiftung Saazer Heimatmuseum an der Stelle eines Massengrabes in den hingerichtete Deutsche und Selbstmörder von 1945 beerdigt wurden, ein symbolisches Kreuz errichtet. Das Fehlen einer erklärenden Tafel am Kreuz führte dazu, dass viele, obwohl dieses Mahnmal eines der jüngsten in der Stadt war, nicht wussten, warum es da war oder dass es überhaupt da war. Oder sie ordneten es anderen Opfern des Krieges zu. Mit der Enthüllung der Saaz Gedenkplatte hier am Kreuz wird eine historische Lücke geschlossen. Diese Gedenktafel wird das Andenken an die ohne Gerichtsverfahren Getöteten ehren. Am Ende eines schrecklichen Krieges, der das Leben von Millionen Menschen verändert hat.
Mit der Enthüllung einer Gedenktafel auf dem städtischen Friedhof von Saaz wurde am 3. Juni 2025 ein Zeichen des Gedenkens und der Versöhnung gesetzt.
Am Gedenkakt in Saaz nahmen rund 100 geladene Gäste teil, darunter der Bürgermeister von Saaz (Žatec), Radim Laibl, der deutsche Botschafter in Prag, Andreas Künne, der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Bernd Posselt, und Martin Herbert Dzingel, Präsident der Landesversammlung der deutschen Vereine als Vertreter der deutschen Minderheit. Bürgermeister Laibl betonte die Bedeutung eines ehrlichen Umgangs mit der Vergangenheit: „Wir glauben, dass die Erinnerung, so schmerzhaft sie auch sein mag, uns verbindet und nicht trennt.“ Botschafter Künne bezeichnete den aktuellen Kurs als einen gemeinsamen Weg der Versöhnung.

Die Enthüllung wurde durchgeführt von den Botschafter der BRD in Prag Herrn Andreas Künne und Frau Birgit Unfug, Betreuerin der Heimatlandschaft Erzgebirge-Saazerland
Vor der Enthüllung wurde auf dem jüdischen Friedhof wurde der Opfer der jüdischen Bevölkerung der Region gedacht, die während der NS-Diktatur verfolgt und ermordet worden.
An der Gedenkfeier nahmen neben Angehörigen der Jüdischen Gemeinde auch der Deutsche Botschafter in Tschechien, Andreas Künne, der Bürgermeister von Saaz /Žatec, Radim Leibl, der Vorsitzende und Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bernd Posselt, der Präsident der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik, Martin Dzingel, der Vorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Bayern, Steffen Hörtler, der Vorsitzende des Fördervereins der Stadt Saaz / Žatec, Otokar Löbl, die Heimatkreisbetreuerin für Saaz / Žatec, Birgit Unfug und der Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Verbundenheit, Hartmut Koschyk teil.

Saaz – Geschichte einer böhmischen Stadt

Entdecken sie die faszinierende Geschichte Stadt Saaz
Saaz – Geschichte. Willkommen auf der umfassenden Plattform der Stadt Saaz , die der reichen und vielfältigen Stadt Saaz gewidmet ist. Hier bieten Ihnen Einblicke in die historische Bedeutung dieser legendären Stadt im heutigen Tschechien. Von den Anfängen bis zur modernen Zeit – hier erhalten Sie Zugang zu wertvollem Wissen, historischen Ereignissen und kulturellen Aspekten, die Saaz geprägt haben.
Saaz ist nicht nur für seine berühmte Bierbrautradition bekannt, sondern auch für seine beeindruckenden historischen Stätten, die das kulturelle Erbe der Region verkörpern. Unsere Seite richtet sich an alle, die sich für die historische Entwicklung, wichtige Persönlichkeiten, sowie bedeutende Ereignisse der Stadt von Saaz.
Eine Geschichte der Stadt Saaz zu schreiben, ist eine Herausforderung. Nationale Leidenschaften und politisches Kalkül im Kalten Krieg haben seit dem 19. Jahrhundert eine objektive Betrachtung der deutsch-böhmischen Geschichte weitgehend verhindert. Sowohl von deutscher als auch tschechischer Seite stellte man die Verdienste der eigenen Volksgruppe übertrieben heraus, die Taten der anderen Volksgruppe machte man dagegen schlecht oder verschwieg sie.
In der nationalen tschechischen Geschichtsschreibung, die 1848 mit František Palacký begann, schreibt er sehr emotional von einem ständigen Kampf zwischen Germanen und Slawen, der aber nicht destruktiv, sondern fruchtbar ist. Nach 1948 wurde sie von den Kommunisten uminterpretiert in einen Kampf der besitzlosen Arbeiter und Bauern – das waren die Tschechen – gegen die besitzenden Adeligen, Bürger und Großbauern – das waren die Deutschen. Das rechtfertigte unter anderem die Vertreibung. Viele Spuren der deutschen Besiedlung wurden beseitigt, die jahrhundertelange Geschichte der Deutschen in Böhmen verschwiegen.
Die sudetendeutsche Geschichtsschreibung, die 1918 einsetzte, stellte dagegen die deutsche Besiedlung Böhmens infolge der europäischen Migrationen seit dem Hoch- und Spätmittelalter einseitig als zivilisatorische Wohltat und technische Modernisierung eines zurückgebliebenen Landes dar. Dass dabei auch eigennützige Politik im Spiel war, dass der deutsche Adel in Böhmen handfeste Interessen verfolgte, fiel unter den Tisch. Auch übersah man geflissentlich, dass die Vertreibung der Sudetendeutschen ihre Ursache auch in ihrer Kollaboration mit Hitler-Deutschland hatte. Von beiden Seiten wurde die herausragende Bedeutung der jüdischen Bevölkerung, speziell in Saaz, für das Gedeihen Böhmens über Jahrhunderte verschwiegen.
Die hier präsentierte Kleine Geschichte der Stadt ist ein Versuch des Autors Otokar Löbl, dieser Herausforderung gerecht zu werden, so schrieb er in der Einleitung.
Eine Kleine Abhandlung über die Stadt Saaz finden sie hier
Das Saazer Heimatmuseum trauert um seinen Vorsitzenden Dr. Gerhard Illing

Trauer. Wenige Tage nach seinem 90. Geburtstag verstarb Dr. Gerhard Illing am 8.7.2018 in seiner neuen Heimat Groß-Umstadt. Nach seiner erfolgreichen Karriere als Chemiker war es Gerhard Illing ein großes Anliegen, die Erinnerungen an seine Heimat zu bewahren. So wurde auf seine Initiative hin eine Gedenkstätte auf dem Saazer Friedhof errichtet, eine Statue von Johannes Henslin im Saazer Klosterpark aufgestellt und ein Heimatmuseum in Schweinfurt eröffnet. Ein Nachruf
„Wien und Sooz“ ein Gedicht in Saazer Mundart
Beim letztjährigen Treffen im Saazer Klostergarten trug die 92-jährige Frau Frank das Gedicht „Wien und Sooz“ in Saazer Mundart vor. Damit diese Sprache nicht in Vergessenheit gerät, haben wir ein Video davon gemacht.
Den Grund für die starke Ähnlichkeit des Saazerischen mit dem Fränkischen kann man nur in der Siedlungsgeschichte suchen. Es müssen Menschen aus Franken gewesen sein, die direkt oder auf Umwegen, innerhalb einer Lebenszeit oder im Verlauf mehrerer Generationen in die Umgebung von Saaz kamen.
Über die mittelalterliche Siedlungsgeschichte ist nur wenig historisch dokumentiert. Ich fasse die Tatsachen kurz zusammen: Das Vogtland, d. h. das Gebiet um Plauen bis Chemnitz wurde im 12. Jahrhunderts deutsch besiedelt. Bereits Anfang des 12. Jahrhunderts siedelte der Graf Wiprecht von Groitzsch Franken aus der Gegend von Würzburg bei Rochlitz an der Mulde an. Um 1130 wurde das Benediktinerkloster Chemnitz gegründet.
Die Mundarten des südwestlichen Sachsen weisen sowohl ostfränkische wie auch ostmitteldeutsche, d. h. obersächsische Merkmale auf. Die Forschung geht aber davon aus, daß sich dort die Zahl der obersächsischen Merkmale im Spätmittelalter erhöht hat, was mit dem Zuzug von Bergleuten aus dem sächsischen Kernland erklärt werden kann.
Im Gebiet des nordwestböhmischen Dialekts, der ja dem vogtländischen sehr ähnlich ist, gibt es Anzeichen deutscher Siedlung seit dem frühen 13. Jahrhundert. Der erste deutsche Ortsname ist Neudörfel, erstmals 1196 erwähnt. Bis Ende des 13. Jh, gab es weitere deutsche Gründungen am Fuß des Erzgebirges. Südlich einer Linie Kaaden-Komotau-Brüx enden diese, hier gibt es nur noch eingedeutschte slawische Ortsnamen, wie Saaz, Podersam, Jechnitz usw. Im Gegensatz zum Erzgebirge war dieses sehr fruchtbare Gebiet schon lange von Slawen besiedelt.
Vermutlich war Saaz lange Zeit eine Stadt mit deutscher Majorität in einem tschechischsprachigen Umland. Dies zeigen auch einige Fakten aus der Stadtgeschichte:
- Das erste Ratsprotokoll, abgefasst 1268, zeigt, dass die Mehrheit der Stadträte Deutsche waren.
- In den Hussitenkriegen gab es anfangs noch zweisprachige Protokolle. Die Bevölkerung schloß sich aber, im Gegensatz zu anderen deutschsprachigen Städten Böhmens, den Hussiten an. So wurde aus dem Bürgermeister „Meister Peter“ der Hussitenprediger Petr Němec. Am Ende der Hussitenkriege war Saaz wieder eine tschechische Stadt geworden.
- Erst nach einer schweren Pestepidemie im späten 16. Jahrhundert, durch die die Bevölkerung dezimiert wurde, gab es wieder eine deutsche Zuwanderung, die aber zunächst noch nicht zu einer deutschen Majorität führte.
- Erst aus dem frühen 18. Jahrhundert gibt es wieder deutsche Ratsprotokolle, und 1728 wurde in Saaz die letzte Predigt auf Tschechisch in einer den Tschechen vorbehaltenen Kirche gehalten.
Das Saazer Bürgermatrikel verzeichnet in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts noch einen relativ zahlreichen Zuzug von Neubürgern mit deutschen Namen. Die Zuzügler kamen zum großen Teil von weit her: aus anderen deutschsprachigen Städten Böhmens, aus Österreich und aus Süddeutschland. Im Vergleich dazu war um die Mitte des 19. Jahrhunderts der Zuzug geringer geworden, und fast alle Neubürger kamen aus der engeren Umgebung von Saaz. Daraus schließe ich, dass das Saazer Land erst um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert vollständig eingedeutscht war und daß die Stadt sich zuvor noch in einer Sprachinsellage befand.
Ich habe bereits auf die südlich von Saaz verstärkt und inselhaft auftretenden ostfränkischen Sprachmerkmale hingewiesen. Hierfür kommen zweierlei Erklärungen in Frage. Entweder: Die Mundarten nördlich der Eger wiesen ursprünglich dieselben Merkmale auf, sie wurden aber durch den Zuzug von Bergleuten sekundär „saxonifiziert“, während südlich von Saaz der alte Zustand erhalten blieb. Oder: Die ostfränkischen Mundartmerkmale wurden von Neusiedlern aus Franken mitgebracht, die erst nach der Schlacht am Weißen Berg ins Land gerufen wurden. Dies könnte mit der Belehnung von ursprünglich fränkischen Adelshäusern, wie den Grafen von Rieneck und den Fürsten von Schwarzenberg geschehen sein. Im Fall meiner eigenen Vorfahren trifft dies jedenfalls zu: die Familie meiner Großmutter kam als Untertanen der Nostitz-Rieneck aus dem nördlichen Unterfranken nach Stankowitz.
Daß das Gebiet südlich von Saaz erst spät und von Zuzüglern unterschiedlicher Herkunft besiedelt wurde, legt auch die Mundartgeographie nahe. Die Grenze zwischen dem Nordbairischen (Egerländischen) und dem Ostfränkischen (Saazer) Dialekt verläuft vom Erzgebirge über den Kamm des Duppauer Gebirges und weiter Richtung Süden bis zur historischen deutsch-tschechischen Sprachgrenze. Im Norden ist diese Mundartgrenze sehr ausgeprägt und deutlich. Zahlreiche sprachliche Einzelmerkmale, die entweder für das Nordbairische oder das Ostfränkische kennzeichnend sind, grenzen hier auf engem Raum aneinander.
Südlich des Duppauer Gebirges aber wird die Abgrenzung der beiden deutschen Dialekte unscharf. Die Grenzlinien der Einzelmerkmale „zerfasern“ gewissermaßen. Zwischen Netschetin und Podersanka liegt ein Übergangsgebiet von über 30 km Ost-West-Erstreckung in dem ganz allmählich von Westen nach Osten die bairischen Merkmale seltener, die fränkischen häufiger werden. In der Gegend um Petersburg, Jechnitz und Podersanka im äußersten Südosten des Saazer Landes kommen fränkische Dialektmerkmale vor, die nirgendwo sonst in Böhmen, wohl aber in Nordbayern anzutreffen sind. Die naheliegendste Erklärung für diese fränkische Sprachinsel ist der Zuzug von direkt aus Franken stammenden Siedlern in einer Zeit, als die Gegend nördlich der Eger längst von Deutschen besiedelt war.
Ein weiteres Indiz für die späte Eindeutschung des Saazer Landes könnten die zahlreichen tschechischen Lehnwörter sein, die die dortige deutsche Mundart enthält. Innerhalb des Deutschen haben diese Wörter eine unterschiedlich große Verbreitung:
- Gurke (saazerländisch gork, tsch. okurka) ist sogar in der deutschen Standardsprache gebräuchlich.
- Kren (standarddeutsch Meerrettich, saazerländisch green, tsch. křen) kommt auch in Bayern und in Österreich vor.
- Kolatsche (Standarddeutsch Küchlein, saazerländisch gollaatschn, tschech. koláč) ist auf das Gebiet der Habsburgermonarchie beschränkt.
- Schmetten (Standarddeutsch Rahm, saazerländisch schmeddn, tschech. smetana) ist nur in den deutschen Mundarten Böhmens und Mährens verbreitet.
Nur aus Saaz und seiner ländlichen Umgebung kenne ich:
- Watschiene : „Zwischenmahlzeit auf dem Feld“, tschech. svačina
- Blachte: „Plane“ tschech. plachta
- Grawaasch: „Ochsenknecht, Knecht für die grobe Stallarbeit“, tschech krávař
- Leschaak: „von Regen oder Wind niedergedrücktes Getreide“, tschech. ležák „Faulenzer“
- Wonuusch: „Seitentrieb der Hopfenpflanze“, tschech. odnož, „Schößling“
- Babke: „Wurzelstock der Hopfenpflanze“, tschech. babka „alte Frau“
- Tauben: „getrocknetes Nasensekret“
Das letzte Wort ist zwar deutsch, aber die Bedeutung entspricht einer nur in der tschechischen Sprache gebräuchlichen Redensart: vybírat holuby, wörtlich „Tauben ausnehmen“, übertragen „in der Nase bohren“.
Es ist ganz offensichtlich, dass diese Wörter sich in der Domäne „Landwirtschaft“ häufen. Abgesehen von einem eventuell noch im 20. Jahrhundert existierenden tschechischen Substrat in der Mundart kommt hierfür aber auch noch eine andere Erklärung in Frage: Die großen und wohlhabenden Bauernhöfe und Adelsdomänen hatten einen hohen Arbeitskräftebedarf. Dieser konnte nicht ausschließlich aus der bodenständigen deutschen Landbevölkerung gedeckt werden, es wurden vielmehr auch tschechische Landarbeiter eingestellt, die die Lehnwörter beim Gespräch mit ihren deutschen Arbeitgebern und Arbeitskollegen verwendeten. Die Deutschen haben diesen Wortschatz teilweise übernommen.
Bilder vom Besuch in Saaz im November 2014
Im November 2014 trafen sich wieder ehemalige Saazerinnen und Saazer, um sich auszutauschen und den Toten auf dem Saazer Stadtfriedhof zu gedenken. Wie auch in den Vorjahren besuchte die Gruppe unter Leitung von Dr. Gerhard Illing die Statue von Johannes von Saaz im Klostergarten und traf sich mit dem Stellvertretenden Bürgermeister Novotny zu einem Austausch.
Saazer Heimatmuseum am 22. Sept. 2012 in Schweinfurt eröffnet
Wie vor einem Jahr berichtet, konnte die Stiftung Saazer Heimatmuseum das teilsanierte Bürgerhaus in Schweinfurt in der Oberen Straße 8, nahe am Marktplatz, käuflich erwerben, um eine Zweigstelle zum räumlich begrenzten Heimatmuseums in Georgensgmünd zu errichten.
Nach Beendigung der umfangreichen Sanierungsarbeiten vor wenigen Wochen wurde mit der Einrichtung des Museums begonnen. Um in dem Museumsraum die vorhandenen Gemälde gesichert ausstellen zu können, wurde dieser Raum nach den Vorschriften der Versicherung mit Brandschutzmauern, Brandschutztüren, Feuermeldern und einer Videoüberwachung ausgestattet. Weiterlesen































