Kultur bezeugt die Existenz eines Volkes

Auf welche Zeugnisse unserer Existenz in Saaz und im Saazerland können wir verweisen? Nun, es gibt deren viele, und noch mehr gingen verloren, wurden geraubt, oder von den Vertreibern vernichtet:

– unersetzliche Archivalien
– Kunstwerke
– Zeugnisse der Volkskultur und deren Weiterentwicklung über 900 Jahren hinweg
– und dazu unendlich Vieles von persönlichem und ideellem Wert

Einiges, nicht mehr als winziger Überrest jenes Kulturguts konnten in den Anfängen der „Saazer Stube“, bis zur endgültigen Etablierung des Saazer Heimatmuseums durch Hermann Wurdingers und seiner Freunde unermüdliche und uneigennützige Aktivitäten, ohne den Heimatboden unter sich, aber die Heimat in sich, gerettet werden.

Nach Hermann Wurdingers Ableben im Jahre 2000, übernahm Prof. Dr. Herbert Voitl den Vorsitz des Trägervereins des Museums „Kulturkreis Saaz e.V“, den er über Jahre in heimatlicher Verbundenheit, mit wissenschaftlicher Kompetenz und absoluter persönlicher Integrität innehatte. Seit dem 15.September 2007 tragen Dr.Gerhard Illing und Horst Helmer die Verantwortung für das Bestehen und für die Weiterentwicklung des Saazer Heimatmuseums.

Ein Gefühl der Dankbarkeit kommt auf, wenn man daran denkt, was da von allen Beteiligten in der Vergangenheit schon geleistet wurde, an Hingabe, Können, Zeitaufwand und persönlichen finanziellen Opfern, welch´ vielschichtiges Werk Heimatkultur in schöpferischer Kraft aus der Erinnerung wiedererweckt und aufs Neue mit Leben erfüllt worden ist.

Der Kulturkreis Saaz e.V., Eigentümer und Verwalter des Saazer Heimatmuseums in Georgensgmünd, hat bei seiner Jahreshauptversammlung vom 15.09.2007 beschlossen den Verein wegen Überalterung seiner Mitglieder zu liquidieren und das Heimatmuseum für die Einbringung in eine Stiftung vorzubereiten. Der Antrag auf Errichtung einer „Stiftung Saazer Heimatmuseum“ wurde am 15.09.2009 beim Regierungspräsidium Darmstadt eingereicht. Bei der Jahreshauptversammlung am 19.09.2009 stimmten 67 Mitglieder für die Gründung der Stiftung zwei dagegen. Die Genehmigung der Stiftung mit Aushändigung der Stiftungsurkunde erfolgte dann am 16. April 2010, die Liquidation des „Kulturkreis Saaz e.V. am 15.Sept. 2010.
Für die Gründung der Stiftung wurde das Vereinsvermögen eingebracht und zahlreiche Spenden von Vereinsmitgliedern und Freunden von Saaz und dem Saazerland sowie ein notwendiger hoher Betrag vom Gründer und Stiftungsvorsitzenden Dr.Gerhard IIling.

Für den Kauf und die Renovierung eines zweistöckigen, denkmalgeschützten Bürgerhauses in zentraler Lage in Schweinfurt, in dem ein weiteres Saazer Heimatmuseum eingerichtet wird und für die Beschaffung weiterer erinnerungswürdiger Exponate, wie z.B. einer größeren Anzahl von Ölgemälden des verstorbenen Kunstmalers Hugo Gatscher aus Saaz, wurde eine weitere Erhöhung des Stiftungsvermögens notwendig. Ermöglicht wurden diese Vorhaben durch eine dementsprechende Einlage des Stiftungsvorsitzenden im Jahr 2011.

Die Eröffnung des neuen Museums in Schweinfurt findet nach den Sommerferien statt. Ausgestellt werden dann auch viele Exponate, die aus Platzmangel in Georgensgmünd auf dem Hausspeicher des Heimatmuseums eingelagert sind, sowie die dritte Büste des „Johannes von Saaz“. Herr Prof. Dr. Herwig Baier aus Schweinfurt wird sich als neues Mitglied im Vorstand der Stiftung, um das Museum kümmern. Frau Edda Götz übernimmt die Betreuung des erstklassig restaurierten Gebäudes, wie auch des Museums, des neue eingezogenen Architekturbüros und demnächst auch der renovierten Wohnungen.

Dr. Gerhard Illing hat das Saazer Heimatmuseum in Georgensgmünd im Hinblick auf die Nachfolgegenerationen rekonstruiert und mit seinen Helfern Neues erarbeitet. Über 3500 Exponate wurden in einer hohen Qualität und einem Ausmaß, welches in Erstaunen versetzt archiviert, inventarisiert und publiziert. Respekt gilt auch Museumsleiter Hermann Wurdinger Jr., der das Werk vor Ort mit vollbracht hat, es betreut, die Besuchergruppen informiert und somit die Arbeit seines Vaters fortgeführt hat. Dafür gebührt ihm unser uneingeschränkter Dank!

Es war zeitweise ein steiniger Weg. Gerade deshalb freuen wir uns insbesondere über den Eintrag in das Gästebuch unseres Heimatmuseums vom 29. April 2012:

„Herzlichen Dank und Lob den Initiatoren und Betreuern dieser wunderbaren
Erinnerungsstätte an die verlorene Heimat“.

Für die stets außerordentlich gute Zusammenarbeit und zuvorkommenden Hilfestellungen durch das Landratsamt Roth, dem Bürgermeisteramt Georgensgmünd und dem Verlag Schöffl, Herausgeber des „Heimatbrief Saazerland“ in Forchheim gilt unser verbindlichster Dank.

Unser Dank gilt auch all jenen, die unseren Saazer Museen heimatliches Kulturgut überlassen. Was Kulturgut sein kann ist bekannt: Dingliches vor allem, Briefe, Niederschriften, Urkunden, Postkarten, Bücher, Landkarten, Bildwerke, Trachten, Medaillien u.v.a. Ebenso danken wir den großzügigen Spendern und den vielen Spendern, die von der Geschäftsstelle der Stiftung CD’s, Stadtpläne, Karten mit deutschen Straßennamen und Fotos von Saaz erhielten. Überdies werden Spenden für das Betreiben und den Forstbestand der Saazer Heimatmuseen mit großem Dank entgegengenommen.

Am Sonntag dem 29. April 2012, am „Tag der Geschichten“, initiiert vom Landkreis Roth, wurde auch unser Saazer Heimatmuseum von vielen Interessierten besucht. So konnte auch die neue, von einem Schweizer Künstler gefertigte und von Dr. Gerhard Illing gestiftete, hochwertige Büste des „Johannes von Saaz“, auf einer in Georgensgmünd hergestellten Stele, betrachtet werden. Zur an diesem Tag gehissten Saazer Fahne kam eine neue Sudetendeutsche Fahne hinzu. Diese wurde von Frau Betty Rust im Angedenken an ihren verstorbenen Mann, Ewald Rust, unseres Heimatfreundes und langjährigen Vereinsmitgliedes im Saazer Kulturkreis e.V., gestiftet und von uns sowie von der Gemeinde Georgensgmünd mit großem Dank angenommen. Damit haben wir wieder einen Beitrag geleistet, sowohl Landkreisbürgern als auch Auswärtigen die Geschichte unseres schönen, ehemaligen Saazer Landkreises näher zu bringen.

Unsere Heimatmuseen des Saazerlandes in Georgensgmünd und in Schweinfurt sind Stätten der Erinnerung an die verlorene Heimat und zugleich ein Mahnmal gegen das Unrecht der Vertreibung von Menschen aus ihrem Land, das sie über Jahrhunderte bewohnt, kultiviert und gestaltet haben.

Erinnern gibt Wissen weiter, schafft ein neues Bewusstsein und sei auch den Menschen und den Nachfolgegenerationen gewidmet, welche die Folgen von inhumanen Entscheidungen erleiden mussten.

Die Beschaffung und Bewahrung deutschen Kulturgutes aus Saaz und dem Saazerland ist der Auftrag der gegründeten „Stiftung Saazer Heimatmuseum“.

In landsmannschaftlicher Verbundenheit
Ihr
Horst P. Helmer, Vizevorstandsvorsitzender, Stiftung Saazer Heimatmuseum
und im Angedenken an meinen Freund Ewald Rust

 

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