Totengedenken – von Ewald Rust

Mitunter begleitet uns Wehmut, denn die Fäden der Kindheit, die in das Leben hineinreichen, an die das Erwachsen- und Altwerden anknüpfen sind abgeschnitten, und die Enden verlieren sich im Nirgendwo.So gedenken wir unserer Toten, die noch in der Heimat verstarben und dort bestattet sind, denen heute noch der Wind der Heimat ein Lied singt, auf vielerorts geschändeten, verfallenen oder von den Vertreibern zerstörten Friedhöfen, unter zerbrochenen Kreuzen und überwucherten Gräbern.

Unserer Gedanken gehen aber auch hinüber zu jenen unserer Toten, die nach Kriegsende in Böhmen, Mähren und in Sudetenschlesien bei Massakern willkürlich erschossen, erschlagen und zu Tode gequält wurden, und zu jenen, die Todesmärsche nicht überlebten. Unser Gedenken schließt auch die Landsleute ein, die infolge erlittenen Unrechts in Konzentrations- und Arbeitslagern und während der Vertreibung umkamen. Besonders gedenken wir auch der unauffindbar verscharrten Opfer. Sie alle wollten leben!

Wir gedenken auch unserer Toten, die in den Jahren nach der Vertreibung fern der Heimat verstarben, und die in den Aufnahmeländern verstreut, bestattet
sind.

Wir gedenken aller Opfer von Flucht und Vertreibung, von Willkür und Terror, gleich welcher Rasse sie sein mögen, gleich welcher Religion und Nation sie
zugehörig sind.

Über Erinnerung wächst kein Gras. Die Toten mahnen. Tot ist nur, wer vergessen ist.

Kulturkreis Saaz e. V.          Dezember 2007
     Der Vorstand                   (EAR)

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